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Seite:De Die Liebesbriefe der Marquise (Braun).djvu/022

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de Rochechouart beteiligen, so werde ich alles daran setzen, die Rolle des Liebhabers übernehmen zu dürfen. Verbietet mir die Freundestreue, Ihnen so zu huldigen, wie meine Bewunderung für Sie es verlangt, so wird der Befehl des Dichters mich wenigstens auf der Bühne dieser meiner schweren Pflicht entbinden.


Prinz Friedrich-Eugen Montbéliard an Delphine.
Schloß Montbéliard, den 19. September 1772.


Teuerste Delphine, Ihr Briefchen hat mich in einen Rausch des Entzückens versetzt: Sie verzeihen mir! Freilich –, wenn ich es wieder und wieder lese, so verlieren die fünf Worte: „Ich bin nicht mehr böse“ durch den Nachsatz: „denn es ist hier wunderschön“ den süßen Klang, den ich ihnen so gern, ach so gern geben möchte! Aber ich will nicht grübeln, will den Gedanken nicht aufkommen lassen, daß Ihr Verzeihen nicht der Wärme Ihres Gefühls, sondern der Kühle des Vergessens entspringt. „Was ist Etupes gegen die Gärten von Versailles, was Montbéliard gegen Paris!“ schreiben Sie und lassen an mir Bälle und Maskenfeste, Oper und Ballet in tollem Wirbel vorübergaukeln. Ich wäre grausam genug, Sie lieber in einem Kloster zu wissen, wie Frau von Laroche es sich für Sie träumte, wenn ich nicht, – kaum wage ich auszusprechen, woran ich noch

Empfohlene Zitierweise:
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/022&oldid=- (Version vom 31.7.2018)