werden. Was mich betrifft, so hat die Stellungnahme der beiden Schriftsteller, obwohl ich sie billigen muß, meine Mißachtung für diese Art Leute nur verstärkt. Ich bin überzeugt: hätte man sämtliche Philosophen und „Volksfreunde“ Frankreichs in die Intimität der Hofgesellschaft gezogen, statt ihre Bücher zu verbrennen, wir brauchten sie heute nicht mehr zu fürchten.
Wie sehr das Volk von Paris durch die Hetzereien dieser skrupellosen Vielschreiber schon beeinflußt wird, ging mir aus einer turbulenten Szene hervor, die ich wenige Tage nach der Prozeßentscheidung in der Comédie française erlebte. Man gab „La Réconciliation normande“ und bei der Stelle: „Dans une cause obscure des juges bien payés verraient plus clair que nous“ hallte der Saal von einem so ohrenbetäubenden Lärm wieder, daß man glaubte, das Spiel abbrechen zu müssen. Man tobte, trampelte und pfiff, dazwischen fielen die beleidigendsten Ausdrücke gegen Morangiès, gegen das Parlament, gegen Linguet und Voltaire. Ich verstand nur das eine nicht: warum die Polizei nicht einschritt.
Freuen wir uns, teure Delphine, unserer ruhigen Elsässer Bauern, bei denen die Autorität von Staat und Kirche noch nicht erschüttert ist. Hier ist das feste Bollwerk gegen den Ansturm des verdorbenen Pöbels der Großstadt.
Ich werde glücklich sein, den Frieden von Froberg
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/063&oldid=- (Version vom 31.7.2018)