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Mode Englands entsprechend, – fessellos wie ihre Hingabe, ihre Zärtlichkeit.

„Wer in der Liebe nicht verschwenden kann, ist selbst ein Bettler,“ sagte sie mir neulich, und einer kleinen Gräfin, die ihr klagend von der Wankelmütigkeit ihres Liebhabers erzählte, rief sie höhnend zu: „Füttern sie ihn nur weiter mit den Almosen heimlicher Blicke und Händedrücke, dann wird er ihr ärgster Feind, ein Revolutionär, wie das frierende und hungernde Volk von Paris angesichts der brennenden Holzstöße, die die großen Herren ihnen zuliebe vor ihren Palais entzünden, und der Brosamen, die sie ihnen zuwerfen.“

Mein Brief wird Sie enttäuschen, denn ich fürchte, daß er Sie nicht einmal für eine Stunde von Ihrer Schwermut befreit, ja, daß er sie vielleicht noch vertieft. Ich bin so grausam, schönste Frau, diese Folge sogar zu wünschen, denn Sie sind so starrköpfig, – oder so sanftmütig? – daß Sie sich erst sehr unglücklich fühlen müssen, um sich vom Unglück zu befreien.



Lucien Gaillard an Delphine.
Paris, März 1774.


Hochzuverehrende Frau Marquise. Zwei Pferde ritt ich zu Schanden. Ob infolge der Schwere meines Buckels oder der Schärfe meiner Sporen will ich dahingestellt sein lassen. Ich habe mich weder vom Staub gereinigt, noch gegessen und

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/071&oldid=- (Version vom 31.7.2018)