Daß Sie mitten in Ihren Triumphen meiner
gedachten und mir, dem einsamen Kranken, köstliche
Proben Ihres Überflusses zukommen ließen,
betrachte ich als eine Auszeichnung, deren ich
mich erst würdig erweisen muß. Befehlen Sie
über mich! In wenigen Tagen hoffe ich, das
Zimmer verlassen zu können; mein erster Weg
wird mich zu Ihnen führen.
Verehrte Frau Marquise, darf ich Sie an ein Versprechen erinnern, das Sie vielleicht schon vergessen haben, auf dessen Erfüllung ich aber bestehen muß, weil es mir die Möglichkeit gewahrt, Sie wenigstens auf ein paar Stunden nicht mit der Schar Ihrer Bewunderer teilen zu müssen?! Sie wollten meine Schimmelstute unter meinem Schutz zu reiten versuchen; das Pferd steht zu Ihrer Verfügung wie sein Herr, und das Wetter ist milde. Mein Reitknecht erwartet Ihre Bestimmung über Tag und Stunde.
Gnädigste Frau Marquise, hier ist das Büchlein, von dem ich mit Ihnen sprach. Keiner Anderen hätte ich das mir so teure Werk anzuvertrauen
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/117&oldid=- (Version vom 31.7.2018)