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der Mutter, – ich aber gebe es Ihnen ungeteilt! Die Menschen spielen mit ihrem Gefühl, und verkaufen es gegen bare Bezahlung wie eine Ware, – ich aber flehe nur um die Gunst, daß Sie es nicht von sich stoßen mögen –

Erschrecken Sie nicht vor der Größe meiner Leidenschaft. Sie ist ein Atlas, der die ganze Welt zu tragen vermag, und ist vor Ihnen doch ein kleines Kind, das kein Haar Ihres Hauptes zu krümmen imstande wäre. Den Saum Ihres Kleides an meine Lippen pressen zu dürfen, wie gestern, ist das Höchste, was ich begehre.



Marschall Maxim von Contades an Delphine.
Straßburg, am 16. März 1775.


Verehrteste Marquise! O, über die Launen schöner Frauen! Sollte man es glauben, daß die kühnste aller Reiterinnen, die einen alten Soldaten, den noch keiner ungestraft schief ansehen durfte, zu einem wehrlosen Feigling macht, – sie schlug ihm Wunden, die er nicht rächte!! –, daß dieselbe grausame Schöne eines kleinen Kapitäns mitleidsvolle Wohltäterin werden will?! – Sie haben recht: Herr von Pirch ist blutarm, aber er trägt bereits die Anwartschaft auf ein Vermögen in der Tasche. Er steht unter persönlicher Protektion des Herzogs von Aiguillon, die er sich durch seine genauen Kenntnisse der Kriegskunst des Königs

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/124&oldid=- (Version vom 31.7.2018)