die reizende Marquise Delphine im Gewande olympischer Göttinnen an unseren Spielen teilnehmen wollte.
Teuerste Frau Marquise. Sie fühlten, daß ich schweren Herzens von Ihnen ging; kein Opfer würde mir zu groß sein, wenn ich Ihnen damit nur eine frohe Stunde zu bereiten vermöchte. Was Sie jetzt von mir verlangen, ist aber nicht nur darum so schwer, weil ich meiner Überzeugung und meiner Erkenntnis zuwider handlen muß, indem ich einen Charlatan, wie diesen Herrn Mesmer, ernst nehme, sondern mehr noch deshalb, weil ich keine Hilfe von ihm erwarte.
Ich bin gleich nach meiner Ankunft zu ihm gegangen, habe ihm, – an dem nur die hellen, fast völlig farblosen Augen, die einem Wassertropfen gleichen, in dem sich ein Sonnenstrahl bricht, merkwürdig sind –, den Zustand Ihres Kindes geschildert: seine Apathie, seine Wutanfälle, seine grundlosen Tränenströme, seine Neigung zur Grausamkeit, sein Sprechen, das mehr dem Stöhnen eines wilden Tieres gleicht.
Er unterbrach mich mit keiner Silbe und frug danach nur nach Ihnen, nach der Amme und nach dem Vater des Kindes. „Ich will es versuchen“, sagte er dann; nichts weiter. Dutzende Wartender
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/233&oldid=- (Version vom 31.7.2018)