Sie halten sich allzulange mit der Toilette auf, Sie wollen zu schön sein, reizende Frau; nur darum, nicht wahr, lassen Sie mich warten? Bekomme ich keine Antwort durch meinen Jäger, so hin ich in einer Stunde bei Ihnen und entführe meine Schöne mit Gewalt.
Es ist geschehen. Ich war es. Sie, die einzige, die es wissen, können mich als den Mörder Ihres Kindes verfolgen lassen und noch unter dem Galgen würde ich schwören, daß es die beste Tat meines Lebens war. Ich habe, barmherziger als die Mutter, einem armen Idioten eine Kugel in die Schläfe gejagt, und eine Frau, die sich selbst zum Tode verurteilen wollte, dem Leben zurückgegeben.
Daß ich in der Nacht, als ich zum Zimmer des Kindes schlich, dem Grafen Chevreuse begegnete, hat meine Freude gedämpft. Sie ließen ihn zwar abweisen, aber er schien zu seinem Kommen ein Recht zu haben. Ich bedauere Ihre voreilige Wahl, aber ich habe mich durch meine Tat aller Ansprüche der Freundschaft, also auch der, zu warnen, begeben.
Leben Sie wohl, Delphine. Werden Sie glücklich!
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/253&oldid=- (Version vom 31.7.2018)