einen Bourgeois ist eine Herzogin immer dreißig Jahre alt!
Sie werden, wie ich höre, schon in nächster Woche als Gast des Hofes erwartet. Bis dahin müssen Sie sich entschieden haben!
Wir spielten schon einmal miteinander, schönste Marquise. Erinnern Sie sich des Spiels? Es war das entzückendste meines Lebens!
Als ein Bettler, teuerste Frau Marquise, erscheine ich vor Ihrer Türe. Wer, der Sie kennt, könnte anders erscheinen?!
Ich sah Sie gestern im Theater. Der Prinz Montbéliard saß neben ihnen. Auf der Bühne schwangen antike Helden ihre Riesenschwerter, rollten mit den Augäpfeln und deklamierten von ihrer Tugend. Ich war nahe daran, das gequälte Publikum, das trotz der Verschwendung von roten und blauen und grünen Beleuchtungseffekten nicht an die Echtheit des Griechentums vor ihm glauben mochte, auf Ihre Loge aufmerksam zu machen: hier waren Mars und Venus in eigner Person.
Sie lachten, während die Helden des Dramas einander mordeten; Sie neigten Ihr rosiges Ohr dem Flüstergespräch des Prinzen, während das Liebespaar auf der Bühne ewigen Abschied nahm – kurz, Sie waren von der Dichtung auf das angenehmste
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/316&oldid=- (Version vom 31.7.2018)