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das wir teilen, beschwöre ich Dich: bleibe Dir treu! Opferst Du mutig die erste Frucht unserer Liebe, so bleibt uns die süße Gegenwart und die Hoffnung auf eine befreiende Zukunft, in der Du glückliche Kinder gebären kannst. Tust Du es nicht, so ist nichts mehr unser als der Schmerz um ewig Verlorenes.

Antworte mir nicht, Du könntest vorschnell sein, wenn Deine Augen nicht in den meinen lesen, daß Du mein Todesurteil sprichst.







Prinz Friedrich-Eugen Montbéliard an Delphine.
Montbéliard, am 5. Februar 1785.


„Ich kann das Kind nicht töten, weil es Dein Kind ist. Sein Leben ist mir die Gewähr, daß nichts uns trennen kann“ –, ich trage den Zettel auf dem Herzen, den der alte Gärtner mir gab, als ich vor dem verödeten Hof, vor Deiner verschlossenen Pforte stand – ein Ausgestoßener.

Ich versuche, Dir zu zürnen und liebe Dich nur immer mehr, ich versuche, das Kind zu hassen und ein Gefühl tiefer Zärtlichkeit erfaßt mich.

Die Zeit, in der es unter Deinem Herzen ruht, soll mir heilig sein. Auch mein Schmerz soll Dich nicht stören.

Lebewohl

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 373. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/379&oldid=- (Version vom 31.7.2018)