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alle Vorzüge des Adels in sich vereinigt, ebenso wie ich eine andere kannte, deren Seele die offene Gosse war, die die Schmutzfluten aller Laster des dritten Standes in sich aufnahm. Die eine war meine Mutter. Werden Sie verstehen, Frau Marquise, daß meines Daseins glühendste Sehnsucht ist, mich so weit als möglich von ihr zu entfernen? Daß Sie darum der Stern sind, zu dem ich den krummen Körper emporrecke?

Die Kinder der Zukunft dürfen keine Mütter mehr haben wie die meine. Das ist das höchste Ziel der Revolution.







Prinz Friedrich-Eugen Montbéliard an Delphine.
Montbéliard, den 20. Oktober 1786.


Geliebteste. Endlich ein zärtlicher Gruß auf sicherem Wege. Wie danke ich Dir, du Süße, für all die liebevollen, sehnsüchtigen Zettelchen, die Du mir schicktest. Ich trage sie auf dem Herzen; sie könnten mich vor feindlichen Hieben schützen, wie Deine Liebe mich für alles persönliche Leid unempfindlich macht.

Was Du von unserem Sohne schreibst, beglückt mich aufs tiefste; daß er kräftig ist, wird ihn fähig machen, den Stürmen der Zukunft zu trotzen. Wie das Kind Dich über die Qual der Gegenwart hinweg hebt, – „wenn ich es sehe, sehe ich dich,“ sagst du, - so hilft mir die Arbeit.

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 413. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/419&oldid=- (Version vom 31.7.2018)