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lassen; – nun ist von ihm nur die Verwüstung übrig geblieben!

Wenn der Marquis Dich im tiefsten Kerker gefangen hielte, wenn Du eiserne Fesseln an Händen und Füßen trügst –, ich würde Dich erobert haben! Aber da Du selbst – Du selbst! – Dich in Ketten schlägst, wer vermöchte Dich zu befreien!

Weißt Du denn, was Du mir geschrieben hast, kennst Du die Dolchspitzen, die auch Deine süßesten Worte mir ins Herz bohrten?!

„… Mit eiserner Kraft hielt der Marquis sich noch in Straßburg aufrecht. Als der Marstall sich leerte, als die bepackten Möbelwagen sich unter Peitschenknallen und Räderknarren schwankend von Montjoie fort bewegten und der alte Gärtner mit zitternden Händen die Läden des leeren Schlosses über die schwarzen Fensterhöhlen legte, als die Dienerschaft Abschied nahm –, einer nach dem anderen in endlos scheinender Reihe, da stand er immer noch gerade aufgerichtet und hatte ein Lächeln für jeden wie bei einem großen Empfang …“

Rühmst Du nicht mit jedem Wort den hartherzigen, alten Mann, der für scheidende Untergebene ein Lächeln, für sein Weib nur die Folter hat?!

„Am Abend aber fand ihn der einzige, alte Diener, den wir behalten haben, bewußtlos am

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 428. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/434&oldid=- (Version vom 31.7.2018)