so bald Sie über die grundlegende Frage entschieden haben: das Kind oder die Freiheit?
Ich würde zurückkehren, um mit Ihnen persönlich zu verhandeln, – in aller Ruhe selbstverständlich, nicht im Straßenjargon von Paris –, aber im Augenblick ist jeder Einzelne unentbehrlich, da die Regierung den dritten Stand inbezug auf die Zahl seiner Vertreter uns gleich stellen will.
Ihre Antwort erwarte ich durch denselben Kurier.
Die Trennung von Godefroy müßte natürlich eine unwiderrufliche und vollständige sein.
Geliebte, einzige Frau, verzeih mir, Du Süße, verzeih! Deine Briefe, – das Schreiben des Herrn Marquis, – die Mitteilungen Gaillards –, zwischen Seligkeit und Empörung, zwischen Freude und Schrecken rissen sie mich hin und her! Armes Herz, wie leidest Du, und bist so grenzenlos allein! Du hoffst, den Marquis zu erweichen, nachdem der erste Schritt schon getan ist; ich aber fürchte, die Niederlage seiner Partei hat ihn vollends steinhart gemacht. Die Ehre des Standes, die Ehre des Namens ist sein einziges Idol; läßt er uns das Kind, so wäre das ein Eingeständnis seiner Schmach, – er wird es niemals zugeben. Es bleibt uns nur
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 452. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/458&oldid=- (Version vom 31.7.2018)