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Seite:De Die blutige Rache einer jungen Frau.djvu/069

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in Vergessenheit übergehen? Würde ich nicht dadurch meinem herzlosen Geliebten noch eine grosse Gunst erweisen?“ – Hierauf entwarf sie zwei und dreissig Strophen und deutete darin an, dass sie nahe daran wäre, sich das Leben zu nehmen. Dann verfasste sie noch eine Ode oder ein Lied auf die ewige Rache, die Tingchang bedrohe. Folgendes ist ein Theil des Gedichtes:

„Als ich an meiner Thüre lehnte und bekümmert und schweigend an vergangene Bilder dachte, –

Seufzte ich; ach, mein Traum des ehelichen Glückes ist verschwunden, so schnell wie ein Lächeln! –

Liebe in der Jugend regte die Adern der Leidenschaft auf und streifte die grünen, zarten Blüthen meines Herzens ab; –

Jetzt folgt die Wuth, wie ein reissender Strom und verdorrt diese grünen Blüthen mit dem Roth der Rache. –

Sagte ich doch, mein Herr wird zurückkehren, treu seinem Versprechen, wie der Frühling zu seiner Zeit; –

Aber ach, jetzt fühl’ ich nur zu wohl, dass „Alles Eitelkeit“ ist![1]

Ich wende mein Haupt, ich lehne mich an das Geländer, dem qualvollen Ort unseres langen Abschiedes –

Und alle meine Sorgen für zehntausend Jahre, ich lege sie an das Thor des falschen, grausamen Ostwindes[2]!“ –


  1. Im Original: „Sih she kung,“ wörtlich: das Ausschmücken und Färben ist eitel. Gewöhnlich von den Buddhisten wie oben gebraucht.
  2. Bei den Chinesen ist der Ostwind das Sinnbild der treulos Liebenden.
Empfohlene Zitierweise:
unbekannt, Adolf Böttger (Übersetzer): Die blutige Rache einer jungen Frau. Wilhelm Jurany, Leipzig 1847, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_blutige_Rache_einer_jungen_Frau.djvu/069&oldid=- (Version vom 31.7.2018)