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sah er, dass sein Anzug blos aus Stroh und Blättern ausgestopft war, und dass seine Stiefmutter ihm das kattune Kleidchen für ihr eigenes Kind genommen habe. Sein Vater gerieth in die grösste Wuth und wollte sein Weib wegen dieser Parteilichkeit und Ungerechtigkeit aus dem Hause werfen; aber Min Tsze Keen beschwur seinen Vater mit Thränen in den Augen und sagte: „So lange die Mutter hier ist, wird nur ein Kind frieren, aber wenn Du sie fortschickst, so werden wir alle beiden verlassen und verwaist dastehen. Sein Vater überlegte diese Worte genauer und minderte seinen Zorn. Seine Stiefmutter fühlte sich dem Knaben wegen seiner Gutmüthigkeit dankbar verpflichtet und behandelte später beide Knaben mit gleicher Güte. Confucius sagt zu seinem Lobe: Wer ist der fromme Sohn – ei – es ist Min Tsze Keen.

Note L. – Die Tage der Frau Wan Keun etc. S. 71.

Cho Wan Keun war eine schöne Frau und besass empfehlende Talente. Ihres Vaters Name war Cho Wang sun. Er war ein reicher und edler Mann zur Zeit der Han-Dynastie und liebte den Umgang mit gelehrten Leuten. Eines Tages gab der alte Herr ein Fest und lud Sze ma Seang joo dazu ein. Nun war gerade Wan Keun Witwe geworden. Sie spielte die Laute oder Harfe bewunderungswürdig, was Seang joo sehr wohl wusste. Als er daher etwas berauscht war forderte er seine Harfe und spielte darauf die Weise: „Der Phönix ruft sein Weibchen,“ um ihre Leidenschaft zu erregen. Wan Keun war sehr verliebter Natur und sehr erfreut, dieses Lied zu hören. Sie verstand recht gut, was er wollte und um Mitternacht begab sie sich in Seang joos

Empfohlene Zitierweise:
unbekannt, Adolf Böttger (Übersetzer): Die blutige Rache einer jungen Frau. Wilhelm Jurany, Leipzig 1847, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_blutige_Rache_einer_jungen_Frau.djvu/098&oldid=- (Version vom 31.7.2018)