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wenn Einen die Sehnsucht plagt, so eine kleine, grausame, liebe Närrin wiederzusehen?“

Plötzlich legt er die Hand auf die Brust … selbst im Mondschein kann sie ihn erbleichen sehen.

Ein dunkler Schimmer zieht sich um seine Augen. „Mein Verband hat sich gelöst – meine Wunde blutet – Adieu, mein Herz, leb’ wohl – behalte mich lieb, ich muß fort – eine Ohnmacht könnte mich überraschen – und dann …“

Er erhebt sich, macht ein paar Schritte – aber das Blut fließt rascher und rascher, – er fühlt, daß es sein Leben ist, das dahin fließt; er bricht zusammen. „Adieu, Julie! …“

Sie beugt sich über ihn, küßt seine Stirn, seine Schläfen – kann sie ihn da lassen, ohne die Hand zu seiner Rettung zu regen? – Nein, sie will fort, will in die Abtei zurück, Leute rufen zu seiner Hilfe – seiner Rettung, und mag die ganze Welt auch mit Fingern deuten auf sie, was liegt daran!

Fliegenden Schrittes eilt sie hinweg, – aber seltsam, je näher sie der Abtei kommt, desto schwerer haftet ihr Fuß am Boden. Der Mond scheint

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Ossip Schubin: Etiquette. Paetel, Berlin 1887, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Etiquette_Schubin_Ossip.djvu/94&oldid=- (Version vom 31.7.2018)