fällt Licht; aus dem nur lose angelehnten Thürchen klemmt sich ein schmaler heller Streifen über die rothe Sandsteinschwelle mit den drei ausgetretenen Stufen. Da darf man anklopfen, da sieht’s heimelig aus. Während er an die Thür pocht, blickt er zugleich durchs Fenster, es geht fast nicht anders, es ist Alles so niedrig und so zugänglich wie ein offenes lächelndes Menschengesicht; kurze, durchsichtige Vorhänge vor den kleinen Scheiben, Blumenkränze am Fensterkreuz, in der Mitte ein runder gedeckter Tisch, Stühle umher, wie flüchtig beiseite geschoben, in einer Ecke ein Spinnrad, in der anderen eine Staffelei, darauf ein umgedrehtes Bild, alles rosig überhaucht von dem zarten Lampenschleierlicht. Und an der Hausthür, vor der er steht, ein großer trockener Kranz mit der Inschrift: Willkommen! Er hat Muße, sich alle Einzelheiten genau anzusehen, denn wie er auch klopft und ruft, – nichts regt sich. Nun prüft er endlich die Klinke, und wie es aussah, so ist’s auch – die Thür gibt gleich nach, und er steht auf einem schmalen halbhellen Gang; durch die offene Stubenthür sieht er gleich ins Innerste des Zimmers.
Er klopft, ruft, zaudert – tritt endlich in die Stube. Man kann ja sitzen, warten, der Besitzer wird nicht weit sein, und endlich braucht man doch Auskunft. So sitzt er am Tisch, den Hut auf den Knieen, starrt die Blumenkränze an, von denen ein süßlich aromatischer
Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/109&oldid=- (Version vom 31.7.2018)