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im Nacken bei sich genannt hatte, und erzählte, im Zimmer auf und ab gehend, daß die Gretel entschieden krank sei und nothwendig morgen zum Arzt müsse, daher habe sie das arme Ding noch schnell ins Coupé gesetzt und einer Freundin in München telegraphirt, daß sie das Mädchen abholen lassen möchte.

Sie schien von dieser plötzlichen Erkrankung stark in Anspruch genommen, und Hausdörffer, den die Erzählung weit weniger interessant dünkte als die Erzählerin, stand, die Arme aufgestützt, hinter einem kattungepolsterten Stuhl und betrachtete das scharfe, feine, blasse Gesicht mit den starken, geschwungenen Brauen und dem kleinen dunklen Schatten über der schmalen Oberlippe. Schön nicht, aber ein Rassekopf; nur die klare, eingerahmte Stirn und die stillen schwarzen Augen waren schön zu nennen. Die unmerklich vorstehende Unterlippe dagegen und die etwas zu breiten Schultern – – wenn dieser energische Kopf auf einem höheren Halse säße, die ganze Gestalt gereckt wäre – – und plötzlich fiel es ihm ein, daß er diesen Eindruck schon einmal empfangen haben müßte, und zwar von dem gleichen Kopfe, und blitzschnell war auch die Combination fertig.

„Ich habe Ihr Selbstporträt in der Diesjährigen gesehen, nicht wahr?“ fuhr es ihm heraus.

Die Dame unterbrach ihr Umherlaufen im Zimmer und ihren Bericht. „So, haben Sie es gesehen.“ Eine

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Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/113&oldid=- (Version vom 31.7.2018)