Seite:De Flügel auf Frapan Ilse.djvu/16

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verstanden, trotzdem. Fünf Finger und einer das hieß: Morgen früh um sechs Uhr geh ich zur Messe; wer Lust hat, darf mich begleiten. Ach, sie war doch sehr lieb gewesen, so frei und übermüthig, wenn sie ganz allein waren, so ganz „fromme Helene“ im Beisein der Großmutter. Ja, der Neckname, über den sie fast einen ganzen Tag mit ihm geschmollt, paßte ihr leider wie angegossen! Ihr letzter Streich – o nein – das war nun einfach nicht zu dulden! Ihre Sparbüchse leeren, um einem Kunstreiter eine silbernbeschlagene Reitpeitsche zu kaufen, und das Geschenk ihm selber in die Wohnung tragen, vermummt in die Kleider ihres Bruders – das war – er hatte ihr harte Worte gesagt, als er es erfuhr und sie einfach ableugnete, endlich aber lachend zugab. Gewiß, er war für alle Gleichberechtigung der Frau, aber es mußte Grenzen geben. Es war unausstehlich für einen Mann, betrogen zu werden, noch dazu eines Tölpels wegen.

„Tölpel? Ach, wenn du nur halb so schön reiten könntest wie der, du könntest zufrieden sein und brauchtest dich nicht mit dem dummen Ding da, mit der Medicin, zu plagen.“

Das schlug den Boden aus. Er, der so oft verkündigt, alle Arbeit sei gleichwerthig, begann mit ungeheurer Verachtung zu predigen gegen alles, was nicht geistige Thätigkeit war. Hatte er sonst genug

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Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/16&oldid=- (Version vom 31.7.2018)