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Hausdörffer wandte sich gegen das junge Mädchen. „Ja, ich kenne sie, und ich halte sie für eine ausgezeichnete Person. Ausgezeichnet und ungewöhnlich. Höchst wahrscheinlich ist ihr Unrecht geschehen.“ Er stockte, erröthete und wandte sich ab.

„Ach, weil Du sie kennst!“ rief Toni wegwerfend.

„Wie sprichst Du mit mir?“ entgegnete er mit sprühenden Augen.

„Aber, lieber Doktor, Sie werden doch nicht mit Toni zanken um ganz wildfremder Leute wegen?“ jammerte die Mama.

Sie standen jetzt alle drei, Richard senkte den Kopf und wich gegen die Thür zurück. „Ich kann ehrlich nicht mehr,“ sagte er tonlos, „ich kämpfe jeden Tag, ich habe seit acht Tagen keine Nacht mehr geschlafen.“

„Was heißt das? Was bedeutet dieser Ausdruck?“ stammelte Mama in tiefer Verwunderung.

„Wir reden – wir wollen morgen weiter sprechen – ich kann nicht mehr!“ Mit einem bittenden Blick nach Toni, die regungslos in der Fensterecke stand, ergriff er seinen Hut und Stock und war mit einem Sprung draußen.

Drei Tage warteten Mama und Toni vergeblich auf sein Wiederkommen. Sie schrieben ihm, das heißt Mama schrieb ihm, Toni saß niedergeschlagen in den Ecken, weinte täglich einige Tropfen und wurde nur munter,

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Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/164&oldid=- (Version vom 19.8.2019)