„Von Ihnen nehm ich Alles!“ und übermüthig sprang er die steile Treppe hinab.
Das nächste Mal, als ihn Nolz mit Gebell anmeldete, fand er Besuch bei der Malerin, ein phantastisch und schäbig zugleich angezogenes Dämchen, das ihm Lore mit schelmischem Gesicht als „Fräulein Phine“ vorstellte. Sie gab keinen Ton von sich, außer einigem ängstlichen Gekicher, und Hausdörffer bemerkte eine kleine Sammlung bemalter Porzellanteller, die sie gebracht hatte, und die ihn bedenklich an Tonis Versuche erinnerten. Um so mehr fiel es ihm auf, wie nachsichtig die sonst so kurz angebundene Malerin diese Pinseleien beurtheilte. Sie sprach mit Fräulein Phine wie mit einem zehnjährigen Kinde und gab ihr die schönsten Anweisungen. Als Lore ins Nebengemach geschlüpft war, wendete Phine ihre schwimmenden Aeuglein Richard zu und sagte mit gerührter Stimme: „Fräulein Berth ist reizend, nicht?“
Er hatte noch nie eine so abgeschmackte Person gesehen, und als sie abging, gab er seiner Freude darüber mit einigen launigen Worten Ausdruck.
Lore schalte ihn sogleich: „Ein gutes dummes Ding!“ sagte sie. „Eine arme Person, durch und durch hysterisch, von ihrer Mutter gedrückt, niedergehalten, als Baby behandelt, bis sie für Alles unbrauchbar geworden ist. Seit sie nun mich kennt, will sie durchaus auch malen und denkt nur noch an
Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/187&oldid=- (Version vom 19.8.2019)