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aussehen machte, fühlte sie sich tief unglücklich und als ein Opfer des Schicksals und wollte nicht wieder in die Laube zurückkehren, sondern sofort nach Hause gehn.

Aber nun fing auch Frau Severin an, sich die Augen zu wischen: „Man ist mit dem Mädchen wie eine Mutter, weil es einen jammert; man thut ihm alles zu willen; es ist hier im Hause aufgenommen wie eine Tochter, aber ist es auch nur ein kleines Spierchen dankbar dafür? Ob Adelheid nachher traurig ist, und der arme Jung der Adolf muß doch wunder denken, wie er sie beleidigt hat, und man mag anfangen, was man will, immer muß Zank unter den Kindern sein; könnten Gott danken, daß sie hier in dem schönen Garten sitzen dürfen, und en ganze Schüssel voll Bickbeeren mit Milch sollten sie abends kommen; man denkt immer, was ihnen schmeckt, und zerreißt sich, daß sie alle ihr Recht kriegen.“

Annita umfaßte die Bekümmerte mit beiden Armen, küßte sie leidenschaftlich und bat um Verzeihung; fünf Minuten später betraten sie Arm in Arm den Garten; Frau Severin lächelnd, denn das kleine heftige Mädchen war ihr wirklich so lieb, daß sie es gern behalten hätte, – Annita mit schamvoll gesenktem Kopf, der sich erst wieder erhob, als Adelheid ihnen entgegenrief, Adolf sei weggelaufen.

Lange freilich blieb er nicht aus, und sein Gesicht war geröthet, als er wieder kam. „Hast Du Wein

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Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/220&oldid=- (Version vom 31.7.2018)