Liede war, daß er sich den linken Fuß gründlich verstaucht oder verdorben hatte. Sie betteten ihn aufs Sopha und vertrösteten ihn auf morgen. „Dann schicken wir zum Doktor. Du kannst ja hierbleiben; Max und Ferdinand müssen zusammen schlafen. Sei nur nicht bange, mein Junge, das wird alles wieder besser.“
Frau Severin streichelte ihn und brachte ihm ein Glas Punch. Annita aber schlich betrübten Herzens von fern herum, – die betrachtete sich als die Urheberin von allem. Nicht der blankgewichste Boden, seine unglückliche Liebe hatte ihn zum Fallen gebracht. Vielleicht war es unrecht von ihr gewesen, mit ihm zu tanzen? Wahrscheinlich hatte ihn der Gedanke zu sehr aufgeregt, denn wie wunderlich war er gewesen. Und niemals hatte er abscheulicher getanzt. Ihr kleiner linker Zeh war wund von seinem Absatz. Ach, wie gern wollte sie es leiden, wenn es ihn getröstet hätte. Aber nichts dergleichen! Unglückliche Liebe ist die furchtbarste aller Seelenqualen. Es graute ihr entsetzlich davor, und sie hatte eine Ahnung, als könne auch sie einmal drankommen.
„Kein Feuer, keine Kohle kann brennen so heiß.“ Ach, warum war sie verurtheilt, schon in ihrer Jugend einen andern Menschen so leiden zu machen! Es trieb sie zu seinem Sopha hin, an dem die andern, nach ein paar kurzen Worten, gleichgültig vorübertanzten.
„Thut es Dir sehr weh, Adolf?“
Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/249&oldid=- (Version vom 31.7.2018)