wie hastig Adolf nach dem Punsch griff und ihn hinuntergoß. Gewiß, um die Erinnerung fortzuspülen. Konnte er ihr denn niemals vergeben? Sie hatte eine unbestimmte Vorstellung, als ob sein Bein gleich wieder gut würde, wenn sie zu ihm sagte: Adolf ich liebe Dich auch. Und sie seufzte tief, daß es ihr nicht möglich war, diese einfachen Worte zu sprechen. Wie schade, daß sie dieses Experiment nicht versuchen konnte! „Nimm Dein Bett und wandle!“ Wie erhaben, solche Macht zu besitzen! Aber natürlich, nur für den Fall, daß sie Wahrheit sind, wirken solche Worte. Ach, wäre das herrlich gewesen, wenn sie ihn geliebt hätte!
Der Abend verging wie ein recht geräuschvoller, eindrucksreicher Traum. Küpers wurden um elf Uhr von ihrem Mädchen geholt, aber Angela Rothermund schickte das ihrige wieder fort, – August Severin würde sie begleiten, sogar, seine Mama bat für ihn.
Vorher brachte der ungeheuer angeregte Älteste noch einen Toast auf die „Königin des Abends“, auf die „Krone der Gesellschaft“ aus, die durch ihre leider so selten vergönnte Gegenwart den Geburtstag seiner Schwester zu einem ewigen Gedenktage seines Lebens machen würde. Frau Severin strahlte, drückte von Zeit zu Zeit ihr Tuch an die Augen und blinzelte zu Tante Sophie hinüber, die zu Augusts uralten Redensarten ironisch durch die Lorgnette lächelte.
„Wie heißt das bezaubernde Fräulein?“ bemerkte
Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/251&oldid=- (Version vom 31.7.2018)