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sagte: „Du kriegst ja doch nichts dafür“, da sagte ich ein paar ärgerliche Worte. Plötzlich bemerkte Mama mit trauriger Stimme: „O, laß nur, Lisbeth will lieber, daß ihre Mama die Nacht durch arbeitet, als daß sie ihre überspannten Ideen aufgibt.“ Ich war ganz verzweifelt. „Kann das Kleid denn nicht morgen weiter genäht werden? es kommt doch nicht auf einen Tag an,“ sagte ich. „Ja, wo kämen wir da wohl hin!“ rief Mama; „nächste ganze Woche wird eingemacht, das weißt Du doch.“ „Ich habe nicht abgesagt, ich muß gehen, und wenn heute Nacht genäht werden muß, so will ich es thun,“ bat ich. „Ja, das kennen wir! Geh Du nur! Lauf nur aus dem Hause, so oft Du kannst. Ist das nun, als wenn man eine große Tochter hat?“ so rief es hinter mir her, als ich wirklich wegging. Der Weg ist weit, dreiviertel Stunden. Erst, muß ich sagen, freute ich mich schrecklich, als ich draußen war. So schönes Wetter, windig und warm, und eine Menge Blumen auf den Stoppelfeldern. Aber als ich dann hinkam und sie kaum noch ein Wort von der vorigen Stunde behalten hatten und die lateinischen Namen so verdrehten und ein paarmal von ganz anderen Dingen anfingen, dachte ich bei mir: na, hättest auch ebensogut wegbleiben können; und ich hatte schreckliche Gewissensbisse, daß ich mich deshalb mit Mama erzürnt hatte. Sie guckte mich auch den ganzen Abend nicht an, und doch war das

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Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 313. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/321&oldid=- (Version vom 31.7.2018)