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sah die Sterne an. Und immer fühlte sie Axels Hand in der ihrigen, eine schmale feingliedrige, weiche Hand, die sie festhielt. Morgens früh aber sagte ihr etwas ins Ohr: „Steh auf! Er ist da!“ Und ehe sie sich recht besann, hatte sie das Gefühl einer großen, ihrer wartenden Freude.

Sie trafen sich auf der Treppe und lachten sich an. „Soll ich ihn heute fragen?“ flüsterte Axel.

„Ach nein, nein!“ wehrte Lisbeth, „warte noch.“

„Lisbeth, wenn er Nein sagt!“

Sie reichte ihm stumm die Hand, um sie heftig und selbstvergessen zu drücken. In ihren Augen leuchtete ein unbeugsamer Entschluß. „Geh voran, Axel – ich möchte, daß sie mich heute schelten! sie hätten Grund, denn ich bin falsch gegen sie.“

Ihr Wunsch ging nicht in Erfüllung, Mama hatte schon selbst den Thee gemacht und Braunkuchen aufgestellt, alle waren bereits in Feststimmung.

„Dir zu Ehren!“ sagte Tante Martha und zupfte den Neffen am Aermel. „Nein, solch ’n Besuch, das ist doch das Reizendste, was ich mir denken kann!“

„Wie mir Tante die Cour macht! ich bin das Reizendste, was sie sich denken kann,“ lachte Axel, während Tante Martha sich erröthend vertheidigte.

Doch verfiel sie sofort in denselben Fehler, als sich der Kitt so vortrefflich anließ: „Darauf müßtest Du ein Patent nehmen, Axel, sonst ist es jammerschade.“

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Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/371&oldid=- (Version vom 31.7.2018)