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Wunsch, den ihm unangenehmen Fremden aus seinem Zimmer los zu werden, feuerte seine Dienstwilligkeit an, die kleine Doktorin legte eine schwärmerische Dankbarkeit deshalb an den Tag, dazwischen aber lachte auch sie mit einem schalkhaften unwillkürlichen Lächeln, das sie merkwürdig verjüngte. Iversen kaufte für sie eine Handvoll schöner halboffener Marschall-Niel-Rosen, um ihr zu zeigen, daß er der Lauferei wegen nicht unwillig geworden sei. Ihre Hand zitterte in der seinen, als er ihr die Blumen überreichte, sie wechselte die Farbe und athmete ein paarmal heftig. Der Student beugte sich besorgt zu der kleinen Gestalt. „O, es ist nichts als mein altes Herzklopfen,“ sagte die Frau leise abwehrend. „Ob ich einen Herzfehler habe, meinen Sie? Ja, es ist so etwas, ich habe einen langen Zettel voll Vorschriften –“

Iversen gab ihr noch einige dazu. „Man kann zum Glück alt dabei werden,“ meinte er.

„Zum Glück?“ Es klang ganz melancholisch.

Dann ging er in sein Zimmer und war glücklich, daß er wieder allein war, niemand darin als er und seine liebe körperlose Unbekannte. Sie nahm so wenig Platz weg, war so anspruchslos und bequem, viel bequemer als die volle Anwesenheit. In Damengesellschaft hätte er sich doch nicht so längelang aufs Sopha strecken können, wie er’s jetzt that.

Nach einigen Tagen, in denen er immer mehr

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Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/65&oldid=- (Version vom 19.8.2019)