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einem Alp werden. Eine Strophe von Tennyson fiel ihm ein:

Should I not take care of all that I think,
Yes, even of wretched meat and drink,
If I be dear, if I be dear to someone else?

Sehr schön! immer besser! Auch noch auf seine Gedanken acht geben! das möchte sie wohl. Flugs nahm er sich vor, an etwas ganz Gemeines, Unsauberes, Ekelhaftes zu denken. Er wollte sich beweisen, daß er noch frei war, das zu thun. Es machte ihm nicht das geringste Vergnügen; aber er trotzte, rief alles ins Gedächtniß, was solch ein delikates Wesen hätte empören oder doch entsetzen müssen. Nachher guckte er sich um, bubenhaft, scheu, erröthete so zu sagen inwendig.

Er hörte eine leise Musik über den Korridor herüber. Die Doktorin Röslin spielte Harfe. Er klopfte an und bat, sich in eine Ecke setzen zu dürfen. „Bitte, thun Sie garnicht, als ob ich da wäre.“

Sie spielte sehr schön, und es war wie ein Bild, die kleine Gestalt in der Ecke unter den Palmen. Das Lampenlicht schimmerte sanft auf den Saiten. Nur hatte Iversen die Empfindung, als ob ihm dabei alle Gelenke weich würden. „Es ist das alles so süß und gut, das halte der Teufel aus!“ murmelte er vor sich. Auf irgend einem geheimnisvollen Wege merkte die Spielerin, daß es ihm zu viel wurde, und brach

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Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/68&oldid=- (Version vom 31.7.2018)