nun war es zu Ende mit der Resonanz. „Zum Teufel auch, so hätte sie mich in Ruhe lassen sollen von Anfang an!“ Resignation – nein, die war entschieden unmodern, da konnte er nicht mehr mitthun. Oder sollte die „letzte Freude“ etwa andeuten, daß er eine Reihe von Vorgängern gehabt hatte? Das wäre dann allerdings pikant, sogar stark für ein Weib, das so offen zu berufen, ehe es danach gefragt ward. Die Kerkerwände – nun, die mochten ihre Ehe bedeuten – das Land, das sie verbannte, war einfach die Freiheit über die eigene Person. Das kam von diesem ewigen Drauflosheirathen. Wenn er doch nur gewußt hätte, wie sie eigentlich aussah! Das war doch die Hauptsache. Man hätte dann wenigstens beurtheilen können, ob es sich lohnte, Himmel und Erde in Bewegung zu setzen. Aber in solch einem Briefwechsel in Versen geht es doch nicht gut, sich die Photographie auszubitten. Da nimmt man unbesehen das Angenehmste an.
Der Aerger verschwand. Er schrieb nicht mehr, wo er ging und stand, brüske Prosabillets in zehn Worten, Aufforderungen, sich zu erklären, Vorwürfe, daß sie eine Komödie mit ihm gespielt habe.
Nun kam die Leere. Er wollte sie wieder haben. Es war nicht viel gewesen; aber sie hatte ihm doch Sensation verschafft, und er hatte sich den Wunsch nach Sensationen nicht bloß angelesen, wie seine Bekannten,
Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/77&oldid=- (Version vom 31.7.2018)