geblickt, als wären es die eines andern, und war dabei zu dem Schluß gekommen, daß er seine abgeschmackten, abenteuerlich geformten Knabenschuhe mit den unnützen Schnabelspitzen und dem bunten, phantastischen Troddelwerk nun endlich, endlich ausgetreten habe. Und heute? Heute fühlte er sie von neuem an den Füßen, und die Dinger waren schneller als Schlittschuh und Ski! Er glitt auf ihnen über jedes Hinderniß hinweg, über jeden Graben und jeden Abgrund, glatt und beschwingt, ein köstliches Fliegen; er trat die Luft, und sie trug ihn; er wandelte auf dem Wasser und sank nicht. Aber immer sprach es dabei in ihm: halte die Stimmung fest, schlag nicht um, laß dich durch nichts beirren, das Schönste in der Welt ist der Ueberfluß, und der schönste Ueberfluß ist dies frohe unbändige Lebensgefühl, laß es dir nie wieder nehmen. „Sie muß mir mein Glück endlich ausliefern, mein Glück, Toni! Man ist nur immer zu zaghaft, – ach, wir Jammermänner mit unseren tausendfältigen Ansprüchen, und darüber geht uns die Fähigkeit zu Grunde, voll zu genießen! Aber heute – heute – Gott sei Dank, daß ich mich noch so freuen kann!“
Daß es so schwül und dunkel war, dämpfte ihn nicht, reizte ihn vielmehr, – es schien ein geheimnißvolles Fluidum auszugehen von diesen bleichen Waldwiesen, das ihn aufregte. Es wetterleuchtete jetzt bald hier, bald dort hinter den Bäumen; anfangs nur röthlichblau,
Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/94&oldid=- (Version vom 31.7.2018)