Seite:De Gedichte (Hertz W) 075.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Unter die Röhre stellst du den Krug, die Blumen zu tränken,
Die dir am Fensterlein dort neben dem Bettchen erblüh’n.
Längst schon überstrudelt der Krug, du sitzest am Raine,
Blickest mit träumendem Aug’ in den verrinnenden Bach.

25
Wüßt’ ich doch, wessen du denkst! Und käm ich, ein staubiger Wandrer,

Unter dem Mantel versteckt leise die Straße herauf!
Neben dir setzt’ ich mich nieder und spräche: Mädchen, mich dürstet!
Und vom heimlichen Traum fährst du erschrocken empor. –
Warte nur, schelmisches Kind! der Weg ist mir lange zu weit nicht,

30
Und in strengere Haft führ’ ich den Flüchtling zurück. –

Nein, ich störe dich nicht! Doch kehrst du mir wieder, so sollst du
Meinem sehnenden Leid reichliche Buße ersteh’n!

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_075.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)