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Doch plötzlich hält sie inne und senkt das wucht’ge Schwert:
„Unblutig sollst du sterben! Du bist Walhall’s nicht werth.“

Und schnell sie ihren Gürtel um seinen Nacken schlingt, –

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Was hilft’s, daß er sich stöhnend aus taubem Schlafe ringt?

In seinen Ohren brausen die Worte dumpf und hohl:
„Die meinen Vater schlugen, die Schächer kenn’ ich wohl!

Du überlist’ger König, so fieng dich nun ein Weib!
Zum Rachealtar weiht’ ich den unberührten Leib;

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Der Gürtel, den du löstest, fürwahr, er steht dir gut!

Du zahlst ihn nicht zu theuer mit Hildeck’s heil’gem Blut.“

Jetzt springt sie nach der Fackel, die glimmt mit schwarzem Dampf,
Vom Bette gleitet Edel in schwerem Todeskampf;
Sie aber wirft das Feuer aufjubelnd in den Saal:

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„Ich schüre dir, o Vater, dein lichtes Todtenmahl!“
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_181.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)