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Sie staunet ob dem Helden, wie hold er blickt und kühn;
Er nickt mit stummem Gruße, und seine Wangen glüh’n.

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Mit halbgesenktem Antlitz die Jungfrau vor ihm stand,

Lang hielt er, sie betrachtend, den Becher in der Hand,
Und kos’t ihr leis die Wange, sie ließ es bang’ gescheh’n,
Doch blickt sie nach dem Vater, der hat es nicht geseh’n.

Der Gasttrunk war zu Ende, nun rüstet man das Mahl,

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Da flüchtet sich die Jungfrau verschüchtert aus dem Saal.

„Ach, Amme, liebe Amme, wer ist der fremde Mann?
Er rührte mir beim Trunke die Wange kosend an.“

„Und that er das so offen, so laß die blöde Scham,
So war, der solches wagte, dein eigner Bräutigam.“

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_186.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)