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Raubst du mir meinen Frieden, Herzliebster, diese Nacht,
Wie willst du freudig ziehen am Morgen in die Schlacht?“

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„O Braut, wenn deine Liebe zum Schwerterkampf mich weiht,

Dann will ich freudig ziehen, und wär’s zum letzten Streit;
Doch soll ich morgen sterben, das sage ich dir an, –
So will mein Glück und Leben ich heut’ noch kühn umfah’n!“

Er schwingt sich auf zum Baume, er springt in ihr Gemach,

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Ihn kümmert nicht der Knospen, die er im Sprunge brach.

In seine Arme drückt er das schreckenbange Weib;
Sie läßt es stumm geschehen, nur leise bebt ihr Leib.

Die Nachtigall schlug einsam fern hinter’m Waldessaum,
Ein Stern schoß an dem Himmel, ein Blüthlein fiel vom Baum.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_198.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)