Seite:De Gedichte (Hertz W) 211.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
35
Doch biet’ ich reiche Buße an Gold und klar Gestein!“

„So sei es, sprach der König, ich will dein Bürge sein.“

Die Wolken wurden grauer, es dunkelte der Saal,
Da hielten sie am Hofe ein reiches Todtenmahl;
Sinfiötli sitzt beim Vater und kündet ohne Trug,

40
Wie er in offnem Kampfe den starken Ohm erschlug.


Borghilde hört von ferne des Stiefsohns kühnes Wort;
Grimm nagt ihr in die Seele, sie sann dem Knaben Mord.
Da mischt sie Gift zum Weine und schenkt ihm freundlich ein;
Der Held blickt in den Becher: „Wie trüb ist doch der Wein!“

45
Er reicht ihn seinem Vater; der trank ihn unverzagt.

Nun wird uns seltne Märe von Sigmund’s Leib gesagt:
So fest und überkräftig war der gewalt’ge Held,
Daß ihn versehren mochte kein einz’ges Gift der Welt.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_211.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)