eines vornehmen Landhauses draußen im Waldhäuserviertel am Rande einer Weltstadt, sondern am Rande eines Weltteils stand ich und sah auf ein Weltmeer, auf einen grauen Ozean, dessen Wasserlinie in der Ferne zu Himmelswolken wurde, zu Nebelbrodem; und nur in weiten Abständen warf manches Mal eine langgezogene Strandwelle eine weiße Sprühschaumwolke in die Luft. Nur diese eine große Wellenzuckung zeigte Leben auf jenem Wasserweltteil. Sonst waren Himmel und Wasserfläche atemlos ausgebreitet und verschwanden weit draußen im Nichts der Unendlichkeit.
Vor mir aber, ganz nahe am Wasserrand im Dünensande, lebte das rassige Gliederspiel zweier vorüberschreitender Reitpferde, die von zwei Menschen geritten wurden, die ich aber nicht näher beachtete, weil vorerst nur die beiden Pferde und das einheitliche ungeheuerliche Weltalleben von Meer und Himmel meine Aufmerksamkeit anzogen.
Der Glanz von den Flanken der spiegelglatten Tiere und hie und da der Glanz im Meer, der von den weithin streichenden Linienwellen angeregt auf- und abzuckte, machten Pferde und Reiter wie zu Spiegelgebilden,
Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/133&oldid=- (Version vom 31.7.2018)