sind nicht Fleisch und Blut, und deshalb leide ich bei ihnen ebenso wenig, als ich mit meinen Haaren leide, wenn ich sie schneiden lasse.
Wie gerne möchte ich einer Einbrecherbande angehören, dachte ich neulich. Die müßte aber nicht einbrechen des Diebstahls wegen, sondern der Ordnung wegen. Dann würde ich nachts die Tür der Vogelhandlung aufbrechen und mit meinen Spießgesellen alle Käfige herausholen. Fliegen würde ich die Vögel nicht lassen. Sie würden sonst verhungern und erfrieren. Ich würde aber die Tür auch des Blumenladens aufbrechen, und dort in der lauwarmen Luft wollte ich alle Futternäpfe der Vögel zwischen die Schalen der Anemonenvasen stellen, zwischen die Körbe voll Hyazinthen, zwischen die dicken Efeukränze und um den hohen Krug, darin die Weidenruten voll Silberkätzchen stecken. Und über den Töpfen der Mimosen bei den gespenstig geformten Figuren der Orchideenblüten und bei den geisterhaft weißen Bechern der Callablüten, dort würde ich die fliegenden Bewohner von Afrika, Australien und Asien es sich wohl sein lassen.
Einige Häuser weiter von dieser Blumenhandlung
Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/181&oldid=- (Version vom 31.7.2018)