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harmlos und gedankenvoll, scheinbar immer der Welt entrückt.

Ich nahm Hut und Stock und ging hinunter an den Briefkasten und wartete, bis der Radler auf seinem Postrad kam, der den Briefkasten in seine große braune Leinwandtasche leeren sollte. Ich sagte ihm, ich hätte aus Versehen mit einem Brief zusammen mein Brillenfutteral in den Briefkasten gesteckt.

Er begriff mich erst nicht, und ich mußte meine Rede wiederholen. Dann lachte er, und mich ein wenig geringschätzig von Kopf bis zu Fuß ansehend, wie man einen bedauerlichen Dummkopf betrachtet, händigte er mir, nachdem er den Kasten aufgeschlossen, ein viel gebrauchtes und abgenütztes Brillenfutteral ein, in welchem eine Brille klapperte.

In der Konditorei drüben fand ich die Dame dann bei einer Zeitung sitzend.

Ich näherte mich ihr. Sie hatte ihr Lorgnon schnell bei der Hand, und es kam mir vor, als habe sie mich erstaunlicherweise erkannt; und doch war sie ein wenig sprachlos, denn wir kannten uns ja gar nicht. Aber die Hausmeisterin mußte ihr erzählt haben, daß ich ihr Taschentuch aufgehoben hatte.

„Können Sie denn meinen Brief schon

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/266&oldid=- (Version vom 31.7.2018)