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uns die sich steigernde Zahl der an den Leimruten zappelnden Opfer zu.

„Vier, sieben, zehn, hui, – vierzehn!“ stieß er begierig hervor. Dann sprang er plötzlich aus seinem Versteck, war mit drei, vier Sätzen bei den Ruten, griff mit langen Armen und großen Händen in die Luft über die Büsche und pflückte die Vögel von den Ruten ab. Er stopfte die Vögel in seine Tasche, wo sie, vom Leim besudelt, alle aneinanderklebten und bald nur noch ermattet zuckten. Dann stellte der junge Mann schleunigst mit frischem Leim angestrichene Ruten in die Büsche. Es geschah geschäftig und blitzartig, als wäre jede Minute seiner Handlung kostbar für die Weltgeschichte.

Nachdem er wieder zu uns in das Versteck zurückgekehrt war, holte er Stück um Stück der Vögel aus seiner Tasche und zerdrückte jedem zappelnden Tierchen zwischen seinem Daumen und dem Zeigefinger das Köpfchen. Dann warf er den blutenden Vogelbalg zu dem Beutehaufen ins Gras, wo bereits dreißig bis fünfzig Stück, die er in diesen Morgenstunden gefangen, als tote Klumpen beieinander lagen.

Ulrike wurde blaß und wendete sich ab.

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 330. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/331&oldid=- (Version vom 31.7.2018)