schrie zuletzt auf, und ich verstand jedes Wort, und mich schauderte, als er mich in der Hängematte hin und her schleuderte. Des Baumes Stimme aber rief:
„So lange ihr Menschengezücht euch höher dünkt und gewaltiger als das Höhenreich und das Unterreich, so lange sollt ihr keinen Frieden haben, da ihr keinen Frieden geben wollt. Ihr sollt nicht sicher sein in euren Häusern, nicht sicher in euren Betten, nicht sicher unter uns Bäumen. Wir werden immer wieder zu euch hereinbrechen, wir aus dem Unterreich und aus dem Höhenreich, deren Leben ihr erloschen glaubt. Und ihr werdet kämpfen müssen, so lange ihr Kampf wollt. Die roten Drachen, sie werden über euch geschickt, sie werden euch immer wieder besiegen, auch wenn eure Kämpfer elektrisches Feuer speien. Die roten Drachen, die aus dem Urblut aufstiegen, aus dem auch ihr gezeugt wurdet, sie sind es, die euch züchtigen sollen.“
Nachdem der Baum also dröhnend gesprochen hatte, wurde es still. Die rote Dunkelheit, die die Landschaft und alles um mich entrückt hatte, wich allmählich, und es wurde hell wie vorher. Der erhitzte Garten im Nachmittagslicht, voll blühender roter Nelken und
Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 343. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/344&oldid=- (Version vom 31.7.2018)