hatte, die drei großen Silberstücke, befand sich wieder in meiner Westentasche.
Der Gedanke an das Amulett hatte meine Hand in die Westentasche geschoben.
Wer hat jetzt laut gelacht? Alle Gesichter sahen sich nach mir um. Es wurde mir unheimlich vor mir selbst. Wie ich meinen Pelzrock geöffnet hatte, um das Amulett zu suchen, stieg mir aus der Kleiderwärme wieder jener geheimnisvolle Blumengeruch entgegen. Aber jetzt bei der aufgehenden Sonne, in der Schneefrische des Morgens, erkannte ich in dem Geruch ein betäubendes tibetanisches Tempelräucherwerk, das, in großen Massen eingeatmet, einschläfert und Visionen verschafft, und dieser Geruch steckte noch von der Nacht her in meinen Kleidern.
Auf dem Pferderücken vorhin war mir schon der Geruch stark in die Nase gestiegen. Ich selbst war aber noch zu sehr von der Schlafzimmerluft betäubt gewesen, um seinen Ursprung zu erkennen.
Jetzt wandte ich mich mit einem energischen Ruck an den Schmetterlingshändler, um ihn zu fragen: „Glauben Sie, daß es Amulette gibt, die ihren Besitzern so teuer sind, daß sie sie für nichts verkaufen würden? Glauben
Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/69&oldid=- (Version vom 31.7.2018)