den Schmetterlingshändler jetzt fragen. Ich öffnete den Mund. Aber die Worte, die ich sprechen wollte, verwandelten sich in Atemrauch, und ich hörte in meinen Ohren, daß ich sagte: „Wenn Sie wieder einige seltene Exemplare von Himalajaschmetterlingen haben, können Sie mir dieselben an meine Adresse nach Europa senden.“ Dabei nahm ich aus meiner Westentasche dasselbe Silbergeld, womit ich gestern schon das Amulett bezahlt hatte, und bezahlte im voraus den Preis für drei Schmetterlinge.
Ich hatte nichts mehr gesprochen. Die Sonne war bald wieder in Nebeln verschwunden, und wir ritten im Tageslicht, das aber mehr dem Mondlicht glich, an den nebelnden Abgründen zurück nach Darjeeling.
Das Amulett fand ich nicht mehr. Es war nicht auf meinem Tisch zu Hause im Hotelzimmer, nicht in meinen Taschen, nicht in meinen Koffern.
Ich erinnerte mich jetzt, daß, als ich gestern abend nach dem Diner durch die Billardsäle zu den Spielzimmern gegangen war, wo die befrackten Herren und die dekolletierten Damen an den grünen Spieltischen vor den lodernden Kaminen saßen, mich einen Augenblick
Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/71&oldid=- (Version vom 31.7.2018)