München fuhr. Er kannte aber den Bremser des Zuges, und dieses schien ihm gefährlich, denn er wollte sich niemandem anvertrauen, um seine Silbergulden ungestört umwechseln zu können. Er beschloß, sich unter einem Kohlenwagen anzuklammern und dort in dem Versteck sich nach München fahren zu lassen.
Der Kohlenzug kam immer langsam und gemächlich daher und hielt einen Augenblick draußen vor dem Bahnhof, bis die Weiche gestellt wurde und er dann ebenso gemächlich weitertrotten konnte. Dieses hatte Häcksel früher beobachtet, und diesen Augenblick wollte er benutzen und sich unter den Wagen an den Ketten dort anhängen. Der Platz war schrecklich unheimlich und grauenhaft qualvoll, und der Güterzug würde erst in der Nacht in München ankommen. Aber was machte das dem Burschen, der so dringend ein reiches Begräbnis erster Klasse haben wollte. Für die Ehren, die seinen Leichnam später dann einmal erwarten würden, hätte er gern noch Schlimmeres ertragen.
Indessen nun der junge Bergmann eingeklemmt und gemartert zwischen Rädern, Ketten und Eisenstangen hing und in ewiger Todesgefahr schwebte und der furchtbare Eisenlärm,
Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/96&oldid=- (Version vom 31.7.2018)