Seite:De Heimatlos (Spyri) 034.jpg

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Der Lehrer lag sehr ermattet da; Rico trat an das Bett heran und schaute dabei auf seine Geige, und er konnte fast nichts sagen, aber seine Augen funkelten so, daß der Lehrer ihn wohl verstanden hatte; er warf einen frohen Blick auf den Knaben und nickte mit dem Kopfe. Dann winkte er die Großmutter zu sich heran. Rico trat auf die Seite und der Lehrer sagte mit schwacher Stimme: „Großmutter, es wäre mir recht, wenn Ihr mir ein Vaterunser beten wolltet; es wird mir so bang.“

Jetzt hörte man die Betglocke herüberläuten; Rico faltete schnell seine Hände, und die Großmutter faltete die ihrigen und betete ihr Vaterunser. Dann wurde es ganz still in der Stube. Die Großmutter beugte sich ein wenig und drückte dem alten Nachbar die Augen zu, denn er war verschieden. Dann nahm sie den Rico an der Hand und ging leise hinaus mit ihm.


Achtes Kapitel.
Am Silser See.

Das Stineli kam gar nicht mehr ins Gleichgewicht vor Freude die ganze Woche durch; aber es kam ihm auch vor, als habe diese Woche zehn Tage mehr als jede andere, denn es wollte gar nicht Sonntag werden.

Als er aber doch endlich kam und eine goldene Sonne über die Herbsthöhen leuchtete, und es mit dem Rico oben

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Johanna Spyri: Heimatlos. Gotha 1878, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Heimatlos_(Spyri)_034.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)