Seite:De Heimatlos (Spyri) 035.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

unter den Tannen ankam, und der glitzernde See vor ihnen lag, da kam eine solche Freude über das Stineli, daß es rings im Moos herumhüpfen und jauchzen mußte; und dann setzte es sich auf den äußersten Rand am Abhang, daß es alles sehen konnte, die sonnigen Höhen und den See und weit hinüber den blauen Himmel.

Nun rief es: „Komm, Rico, da wollen wir singen, lang, lang!“

Da setzte sich der Rico neben das Stineli hin und machte seine Geige zurecht, denn die war mitgekommen.

Nun fing er an und die Kinder sangen:

„Ihr Schäflein hinunter
Von sonniger Höh'“ –

alle Verse durch, aber Stineli hatte noch lange nicht genug.

„Wir wollen immer weiter singen“, sagte es und sang weiter:

„Ihr Schäflein hinüber
Auf die lustige Höh',
Die Sonne steht drüber
Und der Wind geht am See.“

Und nun sang der Rico den Vers auch mit und freute sich und sagte:

„Sing noch weiter!“

Das Stineli war ganz begeistert vor Freude und schaute auf und ab und sang wieder:

„Und die Schäflein, und die Schäflein,
Und der Himmel, so blau,
Und rot' und weiße Blumen
Auf der grasgrünen Au'.“

Und Rico geigte und sang mit und sagte:

„Sing noch weiter!“

Empfohlene Zitierweise:
Johanna Spyri: Heimatlos. Gotha 1878, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Heimatlos_(Spyri)_035.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)