Seite:De Heimatlos (Spyri) 051.jpg

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und dazwischen lachten sie so ungeheuer, daß man nichts mehr hörte von Ricos Geige, und dann sangen sie wieder und einer sang zwischenein ganz allein:

„Und tät' er nichts denken,
So tät' ihm nichts weh!“

Dann fielen die anderen wieder ein und sangen, so laut sie konnten:

„Und die Schäflein, und die Schäflein“ –

und so ging es eine ganze Weile lang fort, und wenn Rico einmal etwas innehielt, so riefen sie: „Weiter, Geiger, nicht aufhören!“ und warfen ihm kleine Geldstücke zu, immer wieder, daß er einen ganzen Haufen in der Kappe hatte.

Drinnen im Wagen machten die Reisenden alle Fenster auf und steckten die Köpfe heraus, um den frohen Gesang zu hören. Dann fing Rico von neuem an, und die Studenten brachen von neuem los und teilten das Lied in Soli und Chöre. Da sang die Solostimme ganz feierlich:

„Und ein See ist wie ein andrer
Von Wasser gemacht“ –

und dann wieder:

„Und tät' er nichts denken,
So tät' ihm nichts weh“ –

und dazwischen fiel der Chor ein, und sie sangen mit aller Kraft:

„Und die Schäflein, und die Schäflein“ –

und nachher wollten sie sich wieder totlachen und konnten eine ganze Weile nicht fortfahren vor Gelächter.

Empfohlene Zitierweise:
Johanna Spyri: Heimatlos. Gotha 1878, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Heimatlos_(Spyri)_051.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)