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gedörrter Pflaumen und Feigen und eine Flasche Wein, gut in ein Tuch gewickelt, und dann kamen die Kleider, zwei Hemden, ein Paar Strümpfe und ein Paar Schuhe und Taschentücher, und bei alledem war der Frau nicht anders zumute, als reiste Rico nach dem fernsten Weltteil, und sie merkte nun erst recht, wie lieb ihr der Rico war, so daß sie ohne ihn fast nicht mehr sein konnte.

Sie mußte auch zwischen dem Packen immer wieder niedersitzen und denken: „Wenn es nur auch kein Unglück gibt!“

Nun kam sie herunter mit dem Sack und ermahnte den Rico, jetzt gleich hinzugehen und der Wirtin alles gut zu erklären und sie zu bitten, daß sie ihn auch gehen lasse und nichts dagegen habe, und den Sack könne er gleich auf die Bahn bringen.

Rico war zum höchsten erstaunt über sein Gepäck; er tat aber folgsam, wie ihm geheißen wurde, und ging dann zur Wirtin. Er erzählte dieser, daß er in die Berge hinauf müsse und das Stineli herunterholen, und es komme vom Herrn Pfarrer her, daß er gleich morgen um fünf Uhr fort müsse. Das flößte der Wirtin schon ein wenig Respekt ein, daß der Herr Pfarrer mit der Sache zu tun habe. Sie wollte aber wissen, wer das Stineli sei und was es im Sinn habe; sie dachte gleich, das könnte etwas für sie sein. Sie brachte aber nur in Erfahrung, daß das Stineli ein Mädchen sei, das Stineli heiße, und daß es zur Frau Menotti komme. Da ließ sie die Sache gehen, denn der Frau Menotti wollte sie nichts in den Weg legen; sie war zufrieden genug, daß diese den Rico ihr so ruhig überlassen hatte. Sie nahm auch an, das Stineli sei natürlich Ricos Schwester, er sage es nur

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Johanna Spyri: Heimatlos. Gotha 1878, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Heimatlos_(Spyri)_091.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)