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Seite:De Memoiren einer Sozialistin - Lehrjahre (Braun).djvu/545

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sein muß!‘ Mich würde diese geistreiche Definition in seinem Munde verblüfft haben, wenn mir nicht rechtzeitig eingefallen wäre, daß in letzter Zeit seine ganze geistige Nahrung in den Apostata-Artikeln der ‚Gegenwart‘ bestanden hat.

Hoffentlich höre ich bald von Ihnen, von Ihrem persönlichen Ergehen, von der Entwicklung der Beratungen. Soll ich Ihnen gestehen, daß ich ohne Bedenken auf die Teilnahme an ihnen verzichtet hätte, wenn meine Eltern mir dafür erlaubt haben würden, jeden Nachmittag bei Ihnen allein meine Tasse Kaffee zu trinken?!

Mit herzlichen Grüßen

Ihre dankbar ergebene 
Alix von Kleve.“ 


„Berlin, 18. 6. 92 

 Gnädigstes Fräulein!

So rasch eine Nachricht von Ihnen zu bekommen, war eine aufrichtige Freude, und Ihre Schilderung Ihres Gesprächs mit Ihrem Herrn Onkel interessierte mich natürlich lebhaft. Daß man die Ethische Bewegung ‚oben‘ nicht ohne Besorgnis betrachtet, weiß ich. Geheimrat Althoff ließ sich dieser Tage von mir alles auf sie bezügliche Material kommen, und in der Universität, wo der Gestrenge mich, wenn wir uns begegneten, höchst liebenswürdig zu begrüßen pflegte, ging er heute stirnrunzelnd an mir vorüber.

Ihr Urteil über die Junker teile ich nicht. Nur der krasseste Egoismus ist es, der sie, die Jahrhunderte lang alle Vorzüge des Besitzes und der Kultur genossen haben, den Forderungen der neuen Zeit verschließt. Mit vollem

Empfohlene Zitierweise:
Lily Braun: Memoiren einer Sozialistin. Albert Langen, München 1909, Seite 543. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Memoiren_einer_Sozialistin_-_Lehrjahre_(Braun).djvu/545&oldid=- (Version vom 31.7.2018)