dir stand und dir schenken wollte, was du heut’ begehrst; – jetzt hab’ ich nichts mehr, bin bettelarm! – Ich liebe nur noch die Erinnerung, – nicht dich; – du bist ein fremder Mann für mich, – an dem ich vorüber muß –“
In meinem Herzen zuckt es, wie ein verborgenes Leben, das mit dem Tode ringt –
„Ich will um dich werben, Alix, – demütig – geduldig, – an meiner Liebe wirst du Kalte wieder warm werden –“
Ich schüttle den Kopf. „Nein!“ sagt eine harte Stimme. War das die meine?!
Er richtet sich auf, sein Blick erstarrt, – er tritt zurück, und ohne aufzusehen, schreite ich an ihm vorbei, – sehr langsam, schwer atmend, auf den Stock gestützt.
Hoch oben, wo auf grüner Halde um die Ruinen der Knappenhäuser in dichten Büschen dunkelblaue Vergißmeinnicht blühen, sehe ich noch einmal hinab: auf dem Wege zu Tal steht eine graue Gestalt, vom Dunst der Tiefe halb verwischt: meine Jugend.
Und der steile Steg, den ich gehen will, wohin führt er?
Lily Braun: Memoiren einer Sozialistin. Albert Langen, München 1909, Seite 657. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Memoiren_einer_Sozialistin_-_Lehrjahre_(Braun).djvu/659&oldid=- (Version vom 31.7.2018)