Seite:De Merian Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae 057.png

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sich gefressen / und viel Landes / durch unterschiedliche Wasserfluten / verderbet auch die Insul Rügen kaum halb so groß gelassen hat / als sie vorzeiten gewesen ist. Da aber das gantze Pommersche Corpus noch bey einander gewesen / hat es einen ansehnlichen Königreiche können verglichen werden. An jetzo fangen die sehr verringerte Grentzen deß Pommerlands hinter dem Dars an der Ostsee an / und strecken sich bey der Rekenitz / daran das Mechelnburgische Städtlein Ribnitz liget / nach der Trebel beziehen hernach die Peene / und Tollense / gehen Friedland / Prentzlow / und Lökenitz vorbey schliessen drauff Penckum in sich / und streichen nahe bey Vierraden durch die Oder. Weiters gehen sie Königsberg in der Neumarck vorbey / umbgeben Bahn / Pyritz / und Satzke / von dannen ziehen sie sich bey Bernstein in die Höhe / Nordwerts / lassen Arenswald / Reetz / Oramburg / und Schiefelbein / ligen; An welchem Orth nur ungefähr fünff Meilen zwischen dem Meer / und den Gräntzen seyn. Hernach gehen sie wieder ins Land nach der Trage / und Cudda / hin / begreiffen einen gantzen Strich hinter Neuen-Stetin / und lencken sich von dannen wieder nach dem Meer hinauff / hinter Rummelsberg / und Bütow / und endigen sich hinter Lauenburg / da Pommeren etwa siebendhalbe Meile von Dantzig liget / bey dem Sarrentinischen See in das saltzige Meer hinein. Doch sind die beyde Aempter Lauenburg / und Bütow / nunmehr nach deß letzten Fürsten auß Pommern Tode / wieder an Polen gefallen / und würden also die Grentzen noch kleiner seyn. So aber gemelte Aempter noch darzu gerechnet werden / machet der gantze Strich deß Landes in die Länge 53. Teutscher Meile. Wann man aber die Krümmen mitnimpt / sind es wol längst deß Meeres 72. und inwendig im Lande noch einmal so viele. Da das Land am breitesten ist / als in Vor-Pommern von Wittau in Rügen / biß hinter Treptow / oder bey der Oder / und hinter Pyritz / oder auch hinter Neuen-Stetin / kompt es auff 17. oder 21. Meile. Aber es ist auch dagegen hinter Colberg so schmal / daß es nicht viel über fünff Meilen Landes vom Meer ab begreiffet. Also hat es auch von der Peene und Schwyne ab / nicht viel mehr / denn acht Meilen. Und weil es sich am Meer herstrecket / hat es von Alters den Nahmen bekommen / daß mans Pomorswa geheissen / das ist so viel / als nehist dem Meere. Ich wolte fast sagen / spricht der Autor / daß Pommern ein alt Schwedisch Teutsch Wort wäre / das so viel heisset / als Beim / oder Peim-Meere / auß welchem hernach die Wenden Pomorsky / und Pomorswa / nach ihrer Zung gemacht haben. Doch sind mir auch diese Gedancken eingefallen / ob nicht die Pommeren vorzeiten / eben wie die Dithmarser / und Stormarser / sind Pomarser / oder wie die Collmarschen / und Wißmarschen / die Pommarschen geheissen worden. Dann weil in Pommern viel Häyden / Wälder / und Bäume seyn / so hat man sie füglich die Bohmmahrer / oder Bommarser / (daß ist / die bey den Bäumen wohnen) nennen / und darauß Pomaren / oder Pommern / machen können. Das Meer aber / dabey Pommern liget / ist die Ostsee / oder Mare Balthicum, welche zum Unterschied der Westsee / oder Maris Britannici, (so zwischen Teutsch- und Engelland ist / und mit drey Strömen / als dem Skagen / dem Sund / und dem Belt / durch Holstein / und Dennemarck / gegen Osten herein gehet /) also genennet wird / und sich zwischen Teutschland / Dennemarck / Schweden / und Reussen bey 200. Teutsche Meil Weges erstrecket. Diese Ostsee nennen Pomponius Mela, und Plinius, Codanum Sinum; Tacitus heisset sie bald latos Oceani sinus, bald Germaniae sinum, bald Mare Suevicum, bald auch / weil Er meinete / daß es gar biß in das Glacialische Nord-Meer hinein gienge / Oceanum. Ptolemaeus heisset es Sinum Venedicum, weil / zu seiner Zeit / die Sarmatische Wenden / auff jenseit der Weyssel / daran wohneten. Helmoldus, und Adamus Bremensis, nennen es Balticum Mare, vom Belt bey Dennemarck. An dem Orth / da es Pommern berüret / heisset man es das Pommerische Meer / und die Schiffer heissen es die Pommersche Seite. Dieses Meer / oder Pommerland hat allenthalben viel Außflüsse / und darunter etliche nahmhaffte Schiffreiche Wasser / daß die Einwohner leichtlich ihre Güter fortbringen / und zum Handel / und Wandel verführen und sich wider die einbrechende Feinde wol schützen können. Erstlich ist die Rekenitz an Mechlenburg / die bey Damgarten einen zimlichen grossen See machet / und beym Dars außläuffet.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 057. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_057.png&oldid=- (Version vom 18.2.2023)