Seite:De Merian Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae 430.png

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Gebäude / inwendig sehr hoch / und durchauß gantz hell / und ist die Orgel darinn ein überauß groß Werck. In einer geschriebenen Verzeichnuß / wird vermeldet / daß die Uberschrifft an dieser Kirchen also laute: Anno Domini millesimo trecentesimo quadragesimo tertio, quarta post Laetare, positus est primus lapis muri Civitatis Danzk / et posteà proxima feria sexta positus est primus lapis muri Ecclesiae beatae Virginis Mariae. In einer Reiß-Verzeichnuß wird gelesen / es seye die vornehmste Evangelische Kirch alda zur lieben Maria / darinn ein Tauffstein von gantzem Messing / zusampt dem Gegitter herumb / auch eine Tafel / welche an hohen Festen gezeiget werde / und darauff das Jüngste Gericht gar künstlich gemahlet seye / also / daß kein Mahler zu finden / der es nachmahlen / oder solche gleichsam lebende Farben zurichten könne; und soll Sie ein Schiffmann in der See gefunden haben. Sonsten hat es andere Kirchen deren unterschiedliche / und Spitälen / auch alhie drey Clöster / von deren einem Doct. Daniel Cramer / im andern Buch seiner Pommerischen Chronick / capite 7. also schreibet: Schwantipolck der dritte in Hinder-Pommern / hat Anno tausend zweyhundert siben und zwantzig / das schwartze Münchs-Closter zu Dantzig / welches mit Dominicaner Mönchen besetzet ist / zu der Ehr Nicoloi gebauet / so damals für der Stadt im Felde / jetzo mitten in der rechten Stadt gelegen ist. Es hat auch ein feines Collegium, und berühmtes Gymnasium, alhie / bey welchem vor der Zeit / Bartholomaeus Keckermannus, und M. Petrus Krügerus, gelehret haben; und welches nicht allein Teutsche / und Polen / sondern auch Ungern / und Sibenbürger / besuchen. Nicht weit von dem gedachten Dom ist der Marck / so zwar nicht sonderlich groß / aber es stehet darauff das sehr prächtig mit grossem Unkosten erbaute Rahthauß. Oben am Ende ist ein schöner Thurn / daran die Uhr / und ist Er oben hinauß mit Gängen / und gar artlich durchsichtig gebauet: hat eine dreyfache Cron übergüldet / herumb; und hangen auff solchem viel grosser / und kleiner Glocken / welche / ehe die Uhr schlägt / allezeit ein Geistlich Lied machen. Nächst daran ist der Juncker-Hoff so ein zimlich grosser hoch gewölbter Saal / mit Steinen außgesetzet. Man steigt etliche lange Stuffen am Marck hinauff; und stehen dreymal gedoppelte Bäncke / auff beeden Seiten / längs den Saal herab. An der Wand ist ein schön Tafel-Werck. Oben an den Seiten herumb seyn viel kunstreiche / schöne Gemälde / auch schöne Hirschgeweihe / darunter eines mit zwey und dreyssig Enden / dafür ein Hertzog in Preussen fünffhundert Gülden solle haben geben wollen. Es stehen auch schöne Bilder alda / Item etliche schöne Rüstungen / so zum Scharffrennen gebraucht werden. In der Mitte hangen etliche kleine Schiff mit neun / zehen / und eylff Segeln / mit aller Zugehörung / gar künstlich gemachet. Sollen kleine messinge Stücklein darinnen ligen / so bißweilen loß geschossen werden. Der Eiserne Ofen in solchem Saal ist einer verwunderlichen Höhe; daran ein altes Weib / so sich hinderwerts im Spiegel sihet. Und dieses Wahrzeichen nehmen die reisenden Handwercks-Gesellen sonderlich in acht; wie gedachter Frölich / an einem Orth / bezeuget. Alhie pflegen die fürnehmsten der Stadt das gute Danzger Bier zu trincken; Sie gehen zu einer gewissen Stund deß Abends dahin / und auch wieder hinweg / und gibt Einer ein Geldt / so Anno tausend sechshundert und fünff / zween Polnische Groschen gewesen / dafür Er / von drey biß auff neun Uhr / hat trincken mögen / so viel Ihn gelüstet hat. Man solle auch eine herrliche Music von allerley Instrumenten darbey haben. Wer in diesem Juncker-Hoff Bruder worden / den hat es vor diesem einen Thaler gekostet: Er wurde darauff eingeschrieben / und muste den Willkomm außtrincken. Und solle diese Brüderschafft / wann ein Armer unter ihnen verstirbet / denselben begraben lassen. Von gemeinen Handtwercks-Leuthen darff niemand

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_430.png&oldid=- (Version vom 6.5.2023)